Die Gefahr kommt allerdings von einer ganz anderen Seite: Geschäftsführer Klaus Gutowski sieht in einem umfangreichen der Bericht der „Rheinpfalz“ vom 26.11.2020 ausdrücklich „als Produktionsstätte (…) für die Majolika keine Chance mehr“.
Dementsprechend wurde in den letzten Monaten nicht nur der traditionelle, sondern auch der wertvolle künstlerische Bestand bestehend aus Unikaten der Majolika mit bis zu 75 Prozent Rabatt nahezu leer verkauft und auch das imageträchtige und zukunftsfähige Lüpertz-Projekt aufgekündigt. Herr Gutowski sieht die Zukunft stattdessen in „Co-Working-Spaces, Vernetzung, Bildungsprogrammen oder auch Kooperationen mit Hochschulen“.
Dabei übersieht Herr Gutowski allerdings geflissentlich, dass die hier ins Spiel gebrachte PH Karlsruhe und die Hochschule für Gestaltung /HfG) Einrichtungen des Landes Baden-Württemberg sind und das Land sein Programm finanzieren muss. Auch die Kosten seiner weiteren geplanten Kooperationen mit der Kunstakademie Karlsruhe müssen vom Land übernommen werden.
Ohne Produktion ist die Majolika keine Manufaktur mehr, sondern nur noch ein keramischer Lehrbetrieb, bestenfalls eine Kunsttöpferei. Die Majolika so ihrer Tradition beraubt, hat nicht mehr die von Gutowski im Interview so hochgelobte Identität und Ausstrahlung für Karlsruhe. Warum sollte angesichts klammer kommunaler Kassen die Stadt Karlsruhe ein solches Projekt wie gefordert mit 300.000 Euro finanzieren? Nun hat der Gemeinderat auch noch weitere 75.000 Euro bewilligt für einen de facto Landesbetrieb.
Diese dann 225.000 Euro für 2021 sind zu viel. So ist das angekündigte belastbare Zukunftskonzept, welches die Stadt für die Gewährung weiterer 150.000 Euro Zuschuss erwartet. Die sonst mit Sperrvermerk versehen sind? Die Eingaben für den Gemeinderatsbeschluss waren nicht schlüssig und nicht nachvollziehbar.
Der traditionsreiche Karlsruher Betrieb verliert den Bezug zu den Menschen der Stadt und der Region und schafft sich im Moment selbst ab; vielleicht merkt das allmählich auch der Karlsruher Gemeinderat.
Dr. Kai Dördelmann