In den Jahren 2006 bis 2010 hatte Frau Dr. Splett in Ihrer Eigenschaft als MdL in mehreren Petitionen und Anfragen die Kostenwahrheit und vor allem die Zuschussfähigkeit der Kriegsstrasse hinterfragt. Aus dem CDU Ministerium und den Petitionsauschüssen schallte unisono zurück, es sein ein sehr perfekt geplantes und kalkuliertes Projekt. Spätestens 2010 war auch für die Außenstehenden mit Halbwissen klar, dass bei förderfähigen Gesamtkosten von 436 Millionen und bei einer Vergabesumme des Tunnelrohbaues von 300 Millionen nicht viel für die Infrastruktur im Tunnel und „Kriegsstraße“ übrig bleiben können, nämlich ganze 136 Millionen 2002 wurde aber die Kriegsstraße allein schon mit 130-150 Millionen gehandelt, aktuell soll sie bei 225 Millionen liegen.
Den Halbwissenden wurde 2002 und später auch von Dr. Casazza suggeriert, der Tunnelbetrieb sei nicht teuerer als der Oberirdische. Wo haben da die Gemeinderäte und Aufsichtsräte von KASIG und VBK hinterfragt, wie das denn sein kann? Reinigung, Beleuchtung, Fahrtreppen und Aufzüge kosten die etwa nichts? Wieso haben die Räte im Oktober 2008 nicht hinterfragt, wie bei einem „Tunnelbau zuerst“ statt der „Kriegsstrasse“ 800.000 € „Betriebsersparnis“ entstehen kann? Vier Jahre später 2012 war von Folgekosten von 16 Millionen die Rede, 2015 gar von 20-30 Millionen und das pro Jahr. Aktuell wird das Defizit der VBK auf etwa 60 Millionen p.a. steigen, durch den Tunnelbau. Hat je ein Gemeinderat nach gefragt, was die Gleisprovisorien beim Bauen unter Straßenbahnbetrieb überhaupt kosten? Und was für Unannehmlichkeiten für Handel und Passanten dadurch entstehen können? Hat je ein Gemeinderat außer Grünen und Freien Wählern sich darüber mokiert, dass statt der unter Tage werkelnden Heinzelmännlein die ganze Stadt von Nord nach Süd und von Ost nach West aufgerissen worden ist?
Hat je ein Gemeinderat einen Gedanken daran verschwendet, ob die vorhandenen Bahnen auch tunneltauglich sind? Die Freien Wähler hatten das im November 2009 erstmals nachgefragt. Aus der nichtssagenden Antwort ging immerhin hervor, dass die VBK gerade am Ermitteln der Kosten seien. Heute wissen wir auch, dass ein Kostenaufwand von 20-40 Millionen betrieben werden muss, um die vorhandenen Bahnen durch die Tunnels bringen zu können. Hat jemals ein Entscheidungsträger die Grundsatzfrage gestellt, welche Vorteile der Tunnel, außer einer schnellen Fahrt durch die City, überhaupt für die Fahrgäste bringt?
Im Dezember 2013 hatte Frau Mergen die Katze aus dem Sack gelassen, als sie sinngemäß vor dem Gemeinderat vortrug, die Kombi hätte schon immer 806 Millionen gekostet, wenn 2004 (GVFG Antragstellung) genauso kalkuliert worden wäre, wie jetzt 2013. Und Frau Mergen fügte an: „Aber das war nicht gewollt“. Denn dann wäre der Nutzen-Kosten-Index erheblich unter „eins“ gerutscht. Aber auch diese Aussage führte zu keinem Wachrütteln der Räte. Außer den Grünen und Freien Wählern hat keiner danach gefragt, ob die Kosten aus Unvermögen oder bewusst schö ngerechnet worden waren.
Meinen Erkenntnissen nach, die ich aus den BNN schöpfe, muss ich feststellen, dass es sich die Entscheidungsträger wahrlich sehr wohl sehr leicht gemacht haben, wenn es um das Verbrennen dieser Euro Milliarde geht.
Als halbwissender Bauingenieur für Verkehrsbau habe ich viele Straßenbahn- und U Bahnbetriebe in Europa und Asien, bis hin nach Pjöng Jang besucht und dabei rund 300.000 km mit der Eisenbahn zurückgelegt. Ich weis von was ich rede.
Ullrich Müller
Leserbrief erschien etwas kürzer in den BNN